Orient-Pop vs. Tanzroutine oder Mejance

 

Um Orient-Pop vs. Tanzroutine oder Mejance gegeneinander in den Ring treten zu lassen, wäre erst einmal zu klären wie sich „die Gegner“ definieren.

 

Recherchiert man bei Wikipedia, ist hier bezüglich Popmusik folgendes zu finden: „Häufig wird Popmusik im Gegensatz etwa zur Kunstmusik mit Attributen wie Einfachheit oder Trivialität belegt: Im Einzelnen etwa durch eine als angenehm empfundene einfache Harmonik, leicht einzuprägende und nachsingbare Melodiefolgen, die oft auf der Diatonik beruhen, wenig komplexe, durchgehende Rhythmen, einem klassischen Liedaufbau aus Strophe und Refrain sowie einen sanften, melodiebetonten Gesang.“

 

Im Gegensatz zum Orient-Pop handelt es sich bei der Tanzroutine um ein Lied aus der Kunstmusik, welches in einer bewährten Reihenfolge aufgebaut ist und in welchem mindestens viermal der Rhythmus wechselt. So beginnt die Tanzroutine mit der Ouvertüre zur Einstimmung um dann ins Entrée, tänzerisch gesehen die Eingangsmusik, überzugehen.

 

Es folgt eine Sequenz mit mehrmaligem Rhythmus-Wechsel, inklusive einem oder auch mehreren Folklorerhythmen. Nach dem nachfolgenden Taksim wird oft ein Tablasolo gespielt, um anschließend ins Finale überzugehen. Tänzerisch gibt uns die Tanzroutine die Möglichkeit unsere Darbietung künstlerisch anspruchsvoll und für den Zuschauer abwechslungsreich zu gestalten.

 

Eine gute Tänzerin wird dabei in ihrer Darbietung Inhaltlich die jeweilige musikalische Ausführung, sowie den Sinn der entsprechenden Sequenz erfassen und diese tänzerisch umsetzen.

 

In der praktischen Umsetzung heißt dies folgendes. Die Ouvertüre dient der Einstimmung, so soll hierbei das Publikum zur Ruhe kommen und gleichzeitig die Tänzerin zum Tanz „aufgefordert“ werden. Mit dem Entrée betritt die Tänzerin mit einfachen Tanzschritten die Bühne und wird sich während dieses Parts entsprechend präsentieren, ihr Publikum begrüßen und ihre Tanzfläche räumlich einnehmen.

 

Der nächste Teil, der mehrmalige Rhythmuswechsel, steht für Unterhaltung, Tanzlust und Lebensfreude. So werden die jeweiligen Rhythmen mit ihren typischen Tanzmerkmalen in Bewegung umgesetzt, Folklorerhythmen können dabei auch mit entsprechenden Requisiten getanzt  werden. Im langsamen Taqsim-Teil ist es Aufgabe der Tänzerin die musikalische Aussage des Musikers zu erfassen und diese richtig zu interpretieren. 

 

Im Tablasolo setzt die Tänzerin die rhythmischen Variationen und Akzente durch kleine, schnell ausgeführte Körperbewegungen um. Das Finale gibt ihr die Möglichkeit sich von ihrem Publikum durch tänzerische Gesten zu verabschieden und die Tanzfläche zu verlassen, oder mit einfachen Schritten zur Bühnenmitte zu tanzen um dort die Schlusspose einzunehmen.

 

Eine Mejance ist die komprimierte Form der Tanzroutine. Um Tanzveranstaltungen abwechslungsreicher zu gestalten und mehrere unterschiedliche Tänzerinnen auf die Bühne zu bringen, geht schon seit Jahren die Tendenz zu eher kürzeren Liedern. Weiterhin bestand/besteht jedoch der Wunsch der Künstlerinnen ihre Tanzdarbietungen auch weiterhin anspruchsvoll ausführen zu können.

 

Die Musikindustrie hat entsprechend reagiert und eine Mejance als Lied aus der Kunstmusik geschaffen. Diese ist ähnlich einer Tanzroutine komponiert, lediglich die Ouvertüre ist verkürzt oder entfällt ebenso wie das Tablasolo komplett. Das Taqsim kann oft sehr kurz ausfallen oder ist gar nicht enthalten.

 

Die Liedlänge einer Mejance verkürzt sich dadurch gegenüber der Tanzroutine um einiges, wobei die wesentlichen Inhalte dennoch enthalten sind.

 

Auf keinen Fall möchte ich neben der Tanzroutine oder Mejance den Orient-Pop missen. Es gibt überdies ja auch eine Menge Pop-Songs, die durch ihre Virtualität zum Pop-Baladi wurden. Auf jeder Gala oder Show genieße ich zudem die tänzerische Umsetzung von Orient-Pop und allem was dazu gehört, sowohl als temperamentvolle Darbietung oder auch, bei entsprechender Musik, als gefühlvolles Tanzerlebnis.

 

Ja, und auch ich tanze mit großer Leidenschaft Orient-Pop & Co., aber eben nicht nur und alles zu seiner gegebenen Zeit. So hat beides seine Berechtigung und ich bin der Meinung man sollte den Orient Pop und die Tanzroutine oder  Mejance nicht in den Ring schicken, um sie gegeneinander antreten zu lassen.

 

Dazu ist beides viel zu schön und sie können ja friedlich miteinander leben, auch wenn ihre Charaktere völlig unterschiedlich sind. Und ist nicht das Instrument einer Tänzerin ihr Körper? Eine gute Künstlerin interpretiert die unterschiedliche Musik mit ihrem Körper. Wichtig dabei ist doch in erster Linie, dass sie dies mit Genuss tut!

 

Ich wünsche euch also viel Spaß beim „genießen“

Eure

BAHIGA


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